200 Jahre Sebastian Kneipp
Er war als Autor, Seelsorger, „Kräuterpfarrer“ und „Wasserdoktor“ eine der prägenden Persönlichkeiten der Naturheilkunde.
Sebastian Kneipp wurde am 17. Mai 1821 in Stephansried als Sohn eines Webers geboren. Sein Leben war geprägt von Armut und viel Arbeit. Schon im Alter von elf Jahren musste er in der Weberei seines Vaters Tücher weben und das Vieh der Bauern hüten. Er arbeitete hart, um sich seinen Traum von einem Theologiestudium zu erfüllen. Im Spätsommer 1842 brannte sein Elternhaus ab und er verlor damit seine Ersparnisse, die er auf dem Dachboden für die Erfüllung seines Traums versteckt hatte. Doch er gab nicht auf. Ein entfernter Verwandter, Kaplan Dr. Matthias Merkle, unterrichtete ihn in Latein und bereitete ihn so auf das Gymnasium vor. Von dem Ortspfarrer und Botaniker Christoph Ludwig Köberlein wurde er in die Pflanzenheilkunde eingeführt. Erst mit 23 Jahren wurde er auf dem Gymnasium aufgenommen. Die Umstellung von körperlicher Arbeit an der frischen Luft und einfacher aber gesunder ländlicher Kost, zu der ungewohnten Tätigkeit des vielen Lernens in engen Zimmern bei ungenügender Ernährung führte zu Schlaffheit seines Körpers und er erkrankte 1849 an Tuberkulose.
Er schaffte trotzdem erfolgreich das Abitur und begann 1848 in München das Studium der Theologie. Während seines Theologiestudiums entdeckte er zufällig in der Hofbibliothek ein Büchlein von Joh. Sigm. Hahn „Von der Kraft und Wirkung des frischen Wassers“. Nach gründlichem Studium des Büchleins praktizierte er die ersten kalten Bäder in der Donau. Er wurde wieder gesund und die täglichen Wasseranwendungen waren zum festen Bestandteil seines Lebens geworden.
„So ging ich dann in der Woche dreimal (im Winter) in die Donau hinaus (die Kälte mochte sein, wie sie wollte) und habe Halbbäder genommen von 3-4 Sekunden bei 10-15 Grad Kälte. Müde ging ich hinaus, neu aufgefrischt und gestärkt ging ich jedesmal heim und ich gewann die Überzeugung, wenn es für mich – nachdem alles Angewendete nichts geholfen – ein Heilmittel gibt, so wird es das Wasser sein. „
https://www.kneipp-verein-trier.de/#sebastian-kneipp
Im August 1852 erhielt er im Augsburger Dom die Priesterweihe.
1853 kam es zur ersten Anzeige wegen Kurpfuscherei, da er eine choleraerkrankte Magd mit heißen Wickeln behandelt hatte. Er wurde zu einer Buße von 2 Gulden wegen des „Vergehens gegen das Kurierverbot“ verurteilt. Dennoch stellte er auch dem Richter eine Kuranweisung gegen Gicht aus.
Im selben Jahr brach eine Choleraepidemie in München aus und verbreitete sich in ganz Oberbayern und Schwaben. Sein Vater war eines der Todesopfer. Kneipp wurde später die Heilung von 42 Erkrankten zugeschrieben, so erhielt er den Spitznamen „Cholerakaplan“.
Im Mai 1855 wurde er Beichtvater im Dominikanerinnenkloster in Wörishofen. Dort baute er die Landwirtschaft des Klosters wieder auf, entwarf ein Entwässerungssystem für nasse Wiesen, führte neue Kleesorten ein und unterwies die Nonnen im Veredeln von Bäumen und in der Imkerei.
Wörishofen entwickelte sich zum Kurort. Kneipp wurde allerdings wegen seiner umstrittenen Methoden mehrere Male von schulmedizinischer Seite verklagt. Trotz der Kritik an seinen Methoden kamen immer mehr Kurgäste nach Wörishofen.
Weitere Meilensteine:
- 1888 wurde das erste Badehaus erbaut, weitere folgten.
- 1890 besuchten ca. 6.000 Gäste den Kurort und die Wandelhalle wurde eröffnet. Kneipp hielt nun regelmäßig Gesundheitsvorträge.
- Im gleichen Jahr gründete der Verleger Ludwig Auer den ersten Kneipp-Verein und Kneipp selbst wurde Ehrenpräsident.
- Im Jahr 1886 erschien die erste Auflage seines Buches „Meine Wasserkur“, ein Standardwerk.
- 1889 folgte sein zweites Buch mit dem Titel „So sollt ihr Leben!“
- 1891 wurde die erste Stiftung Kneipps, das Kurhaus Sebastianeum, eröffnet.
- Es folgten 1893 die Eröffnung der zweiten Stiftung – die Kinderheilstätte und 1896 dritte Stiftung – das Kneippianum.
Im Sommer 1894 zeigte Kneipp dann erste Anzeichen von Schwäche. Drei Jahre später konnte er seine Wassergüsse schon nicht mehr selbst vornehmen und man stellte einen Tumor im Unterleib fest. Die von Ärzten empfohlene Operation lehnte er jedoch ab und so verstarb er am 17. Juni 1897 im Alter von 76 Jahren. Damit wurde er 20 Jahre älter als der durchschnittliche Mann zu der damaligen Zeit (Quelle: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/185394/umfrage/entwicklung-der-lebenserwartung-nach-geschlecht/).
Heute existieren in Deutschland über 600 Kneippvereine mit ca. 160.000 Mitgliedern unter dem Dachverband des Kneipp-Bundes. Einer davon, hat unser Kneipp-Bad im Maternus Seniorencentrum Angelika-Stift 2018 zertifiziert, welches seitdem verschiedene Kurse und Behandlungen der breiten Öffentlichkeit anbieten kann.