Gedanken an die Corona-Zeit…
Im vergangenen Winter traf das Virus SARS-CoV-2, genannt „Corona-Virus“, auch auf unsere Einrichtung. Im Folgenden beschreibt eine Pflegekraft rückblickend ihre Erinnerungen an diese herausfordernde Zeit:
Wir, als wohl am stärksten betroffener Wohnbereich an positiven COVID-Fällen, möchten gerne ein paar Worte über diese Zeit an euch richten.
Im Dezember 2020 erreichte uns die Welle, viele unserer Bewohner wurden plötzlich mit einem Antigen-Schnelltest oder per PCR-Test vom Gesundheitsamt als positiv diagnostiziert.
Am Anfang dachten wir alle, das ist überschaubar, wir schaffen das. Doch was dann kam, darauf waren wir nicht vorbereitet.
Täglich kamen mehr Bewohner hinzu, und plötzlich erkrankte auch das Personal. Damit rechneten wir vorerst nicht.
Was langsam begann, wurde Tag für Tag schlimmer. Mit einmal war der ganze Wohnbereich 2, die Stationen 4 und 5, vom Rest des Hauses abgeschottet. Bewohner konnten nicht mehr runter zum Essen ins Restaurant, Angehörige durften keine Bewohner mehr besuchen. Wir standen vollständig unter Quarantäne.
Die Welle brach nur so über uns hinein. Man sah, wie es Bewohnern immer schlechter ging, wie von jetzt auf gleich, sie wurden teilweise ins Krankenhaus eingewiesen und ein großer Teil verstarb leider. Man kam zum Dienst mit einem beklemmenden Gefühl:“ Was ist heute wieder los? Wer ist neu erkrankt? Wer ist im Krankenhaus? Wer hat den Kampf ums Überleben verloren? Wer von deinen Kollegen ist positiv? Hast du überhaupt jemanden in deiner Schicht an deiner Seite?“
Ich kam manchmal auf Arbeit und war am Boden zerstört – wieder ist ein Bewohner, den ich sehr mochte, verstorben. Das schlimme ist, man konnte sich teilweise nicht einmal von den Bewohnern verabschieden.
Dann war auch ich infiziert. Die Angst verfolgte mich. Ich fing an mit weinen und wusste nicht einmal wieso – vielleicht fiel einfach nur die Last von mir, weil auch ich wusste das ich mich irgendwann infiziere. Meine Gedanken kreisten: Wie würde mein Körper dieses Virus verkraften? Was ist, wenn es mir auch so schlecht geht, wie manchen Bewohnern?
In der Zeit bevor ich mich ansteckte, funktionierte ich, wie alle meine Kollegen. Wir waren am Ende unserer Kräfte! Seelisch sowie körperlich!
Aber wir kämpften weiter, weil wir wussten, irgendwann ist es vielleicht vorbei. Ich bin so unendlich stolz auf unser Team, wir waren für einander da. Wir haben zusammen geweint, wir haben uns gegenseitig neue Kraft und neuen Mut gegeben.
Wir möchten sowas wie Ende 2020/Anfang 2021 nie wieder in dem Ausmaß erleben.
Wir haben im Team viel darüber gesprochen, was wir erlebt haben. Des Weiteren haben wir die Chance von unserer Einrichtungsleiterin erhalten, Erlebtes verarbeiten zu können, in Form von Gesprächen mit einer außenstehenden Person. Im Sommer wollen wir mit Bewohnern und danach mit unserem Team ein Grillfest mit anschließender Gedenkfeier an unseren verstorbenen Bewohnern abhalten, um das Kapitel vielleicht endgültig abschließen zu können.
Geschrieben von Franziska Hecht (Pflegefachkraft WB 2)
Das ist so toll geschrieben. Genau so war es und ich als Angehörige kann Euch nur immer wieder DANKE sagen, das Ihr ALLE diese Zeit so gut es ging, mit wenig Personal, gemeistert habt.
Ich denke da spreche ich auch für andere Angehörige.
Meine Mutti hat diese Zeit zum Glück gut überstanden, in Ihrer Welt der Krankheit, und Wir, meine Familie und ich, sind soo dankbar ?.
Wollen wir nicht hoffen dass sich diese sehr anstrengende Zeit NICHT wiederholt. ❤️??
Dieser Beitrag rührt mich sehr!
Danke für den Einblick.
Das schweißt sicher zusammen.
Wie in guten Zeiten so auch in schlechten Zeiten ?